Diabetes Guide DDF aus Winkels – Verstecktem Zucker auf der Spur

Diabetes Guide DDF aus Winkels:
Verstecktem Zucker auf der Spur

Die Diagnose hatte Frank Scherer zunächst den Boden unter den Füßen weggerissen.
Inzwischen betreut er  Selbsthilfegruppen in Limburg und Weilburg und hilft anderen Patienten.

Durch den neuen Lebensstil mit viel Bewegung und kohlenhydratarmer Ernährung hat Frank Scherer bereits 20 Kilo abgenommen und kommt derzeit ohne Medikamente aus.


Foto: Kerstin Kaminsky

LIMBURG-WEILBURG – Als Frank Scherer (54) aus Winkels vor gut fünf Jahren mit der Diagnose Diabetes konfrontiert wurde, riss es ihm förmlich den Boden unter den Füßen weg:

„Ich wollte nicht krank sein. Ich wollte nicht mein ganzes weiteres Leben Medikamente nehmen müssen“, sagt er.

Scherer informierte sich über die Krankheit und ihm wurde klar, dass er durch die Änderung seines Lebensstils selbst viel für die Optimierung seines Blutzuckerspiegels tun kann. Damit ihm der Alltag mit dem Diabetes leichter fällt, schloss er sich der Diabetes-Selbsthilfegruppe Limburg an. Eine weitere Gruppe gründete er Anfang 2020 in Weilburg. Seither ist er für beide Gruppen der Ansprechpartner.

Diabetes-Selbsthilfegruppen in Weilburg und Limburg

Die Diabetes-Selbsthilfegruppe „Diabetiker-Treff Weilburg“ trifft sich jeden 2. Mittwoch im Monat um 19 Uhr im Pfarrsaal der Heilig-Kreuz-Kirche, die Gruppe „Diabetiker-Treff  Limburg“ jeden dritten Donnerstag im Monat in der Diezer Straße 13. Infos unter Telefon 01 60-6 25 85 37 oder per E-Mail an kontakt@diabetes-shg-limburg.de.

„Wir unterstützen uns gegenseitig, tauschen Erfahrungen aus, organisieren gelegentliche Fachvorträge oder treffen uns zu gemeinsamen Spaziergängen und Radtouren“, fasst Scherer das Gruppenleben zusammen.

 

In den Gruppen geht es um den „glykämischen Index“

Damit Frank Scherer ein kompetenter und einfühlsamer Ansprechpartner ist und bei der Umsetzung des Selbstmanagements behilflich sein kann, hat er sich bei der Deutschen Diabetes Föderation zum „Diabetes Guide“ ausbilden lassen.

„Ich sehe mich als eine Brücke zwischen der medizinischen Behandlung und dem Lebensalltag mit Diabetes“, erklärt er.

Da er die alltäglichen Herausforderungen des Lebens mit der Zuckerkrankheit aus eigener Erfahrung kennt und meistert, kann er auch anderen nützlich sein.
Er hilft ihnen, die vom Arzt angestrebten Therapieziele bestmöglich umzusetzen und die Lebensqualität zu erhalten oder sogar zu verbessern.

Dabei spiele es eine große Rolle, was die Betroffenen essen und trinken:

„Wir müssen wissen, welche Lebensmittel und welche Kohlehydrate auf den Blutzucker wirken und wie viel wir davon zu uns nehmen“, erklärt Scherer.

Ein Begriff, der bei den Treffen in der Diabetes-Selbsthilfegruppe immer wieder fällt, ist der „glykämischen Index“. Lebensmittel, wie Hülsenfrüchte, Gemüse oder Vollkornprodukte, die den Blutzucker langsam und weniger stark ansteigen lassen, haben einen niedrigen Index und sind deshalb günstig. Weniger gut geeignet sind Nahrungsmittel mit hohem glykämischem Index, die den Blutzuckerspiegel rasch ansteigen lassen.

Er macht Nudeln selbst aus Buchweizenmehl

Dazu gehören alle Produkte aus weißem Mehl. So tauscht Scherer selbst konsequent Nahrungsmittel aus, und verwende beispielsweise Quinoa oder Hirse anstelle von Reis. Statt Nudeln aus dem Supermarkt stellt er seine Nudeln selbst aus Buchweizenmehl her.
Auch sein Brot backt der 54-Jährige selbst:

 „Ich habe eine leckere Backmischung für den Brotbackautomat auf der Basis von Dinkel- und Roggenvollkorn gefunden“, freut er sich.

Davon esse er allerdings nur eine Scheibe pro Tag – und die sei immer wieder ein ganz besonderer Genuss.

„Vorsichtig sein müssen wir Diabetiker auch mit den in den Supermärkten zuhauf angebotenen Frühstückscerealien sein“, weiß Scherer.

Er zitiert eine von der Krankenkasse AOK herausgegebene Studie, wonach Cornflakes und Co. oft zu mehr als 30% aus Zucker bestehen.
Dass es auch anders geht, zeigt diese Studien ebenfalls und listet eine Auswahl von 15 Cerealien auf, die alle weniger als ein Gramm Zucker pro 100 Gramm haben.

Als eine seiner Aufgabe als Leiter der beiden Diabetes-Selbsthilfegruppen im Landkreis Limburg-Weilburg sieht Frank Scherer auch die Aufklärung darüber, hinter welchen Namen und Begriffen die Lebensmittelindustrie Zucker versteckt.

Auch Corona ist ein Gesprächsthema

Tatsächlich gebe es von Agavendicksaft über Joghurtpulver bis „Zuckersirup“ 75 verschiedene Zuckersorten, die auf den Verpackungen angegeben sind. Um solche Klippen zu umschiffen, unternimmt der Gruppenleiter gelegentlich mit den Mitgliedern einen gemeinsamen Bummel durch den Supermarkt unter dem Motto „Entdecke den versteckten Zucker“.

Natürlich ist auch Corona ein Gesprächsthema – und dies nicht nur, weil die Gruppenaktivitäten durch die Pandemie lange ausgebremst waren:

„Bei mir war der Wert nach der dritten Impfung hochgeschnellt“, erzählt er.

Da dies ja sicher nicht die letzte Corona-Impfung gewesen ist, sei es wichtig, die Gruppe darauf zu sensibilisieren

 

Quelle: Kerstin Kaminsky vom 22.6.2022, veröffentlicht auf mittelhessen de